Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen stellen tief verwurzelte, überdauernde Verhaltensmuster dar, die betroffene Kinder und Jugendliche behindern, flexibel auf ihre Umwelt zu reagieren und dadurch das persönliche und soziale Leben deutlich einschränken.

Sie betreffen alle Qualitäten des Fühlens, Denkens und Handelns, was sich insbesondere auf die Beziehungsgestaltung (interaktionelle Komponente) auswirkt. Ein wichtiges Kriterium der Persönlichkeitsstörung ist, dass das Verhalten nicht nur vorrübergehend, sondern überdauernd ist, weshalb die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter häufig schwierig zu stellen ist.

Einteilung in Cluster A-B-C

Die unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen lassen sich in drei Gruppen, sogenannte Cluster A-C unterteilen:

Cluster A

Dem Cluster A werden die

Bei diesen Störungen besteht ein Grundgefühl des essentiellen Andersseins. Soziale Beziehungen sind flüchtig und kaum emotional belegt. Teilweise kommen wahnhafte Ideen vor (paranoide Persönlichkeitsstörung) oder aber Idealisierungen bei gleichzeitig hoher Distanziertheit (schizoide Persönlichkeitsstörung).

Personen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung haben kein Interesse an anderen Menschen, oder geben dies zumindest vor. Sie haben kaum soziale Beziehungen, sind eigenbrötlerisch und ziehen sich zurück.

Cluster B

Zu den Cluster-B-Störungen gehören, die:

Von einer dissozialen Persönlichkeitsstörung betroffene Kinder und Jugendliche sind i.d.R. unfähig Empathie zu zeigen. Aufgrund einer hohen Gewaltbereitschaft und kriminellen Energien überschreiten sie ständig Grenzen und Regeln.

Die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung zeigt sich bei den Betroffenen als impulsive Form mit leichter Reizbarkeit und hoher Impulsivität. Darüber hinaus gibt es den Borderline-Typus.

Bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung besteht einen hohe emotionale Instabilität mit wechselhaften Beziehungen. Große Nähe wird von den Patienten und Patientinnen i.d.R. nicht ertragen und umso massiver abgelehnt. Zudem zeigt sich eine Neigung zu selbstverletzendem und selbstdestruktivem Verhalten, was oft in einem instabilen Selbstbild begründet ist. Betroffene berichten außerdem von immer wieder einschießenden Suizidgedanken.

Patienten und Patientinnen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zeigen oft unrealistische Größenphantasien und sind gleichzeitig Abhängigkeit von der Bewunderung durch andere. Kommt es zu realen oder erlebten Kränkungen, kann dies zu ausgeprägten Selbstwertkrisen mit z.T. erheblichen fremdaggressiven oder selbstaggressiven Impulsen kommen. Soziale Beziehungen werden oft entwertet oder ausbeuterisch gestaltet.

Bei einer histrionischen Persönlichkeitsstörung suchen Betroffene ständig nach Aufmerksamkeit durch Theatralik. Es werden z.B. übermäßige Versuche angestellt, für andere verführerisch zu wirken oder attraktiv zu sein.

Cluster C

Cluster-C-Störungen zeichnen sich durch ein ängstliches oder furchtsames Verhalten aus. Zu ihnen gehören, die:

Betroffene einer anankastischen Persönlichkeitsstörung haben ein großen Kontrollbedürfnis und Hang zu ständigem Perfektionismus. Teilweise kommen auch Zwangsgedanken vor.

Patienten und Patientinnen der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung sind in allen Lebensbereichen übervorsichtig. Sie meiden soziale Kontakte, weil sie sich als unattraktiv empfinden. Betroffene sind nicht nur unsicher und scheu, sie sind auch ständig über alles und jeden besorgt.

Bei der dependenten Persönlichkeitsstörung besteht für die Betroffenen meist eine gewisse Abhängigkeit gegenüber einer Person. Eigene Entscheidungen können nicht mehr getroffen werden. Ständig herrscht Angst davor von der Bezugsperson bzw. den Bezugspersonen verlassen zu werden. Eigene Wünsche werden nicht oder kaum artikuliert, geschweige denn durchgesetzt.


Quellen:

Fegert JM, Streeck-Fischer A, Freyberger HJ (ed.) Adoleszenpsychiatrie: Psychiatrie und Psychotherapie der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters. Stuttgart: Schattauer, 2009.

Fegert JM, Kölch M (Hrsg.) Klinikmanual – Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie. Berlin: Springer-Verlag 2013.