Asperger-Syndrom

Die qualitativen Beeinträchtigungen der gegenseitigen sozialen Interaktion ähneln denen des Autismus. Beim Asperger-Syndrom fehlt es allerdings an einer klinisch eindeutigen allgemeinen Sprachentwicklungsverzögerung oder einer Verzögerung der kognitiven Entwicklung, einzelne Worte werden bereits im 2. Lebensjahr gesprochen.
Aufgrund der fehlenden Sprachentwicklungsverzögerung und der nicht vorhandenen oder nur geringen kognitiven Beeinträchtigung wird das Störungsbild meist später diagnostiziert als der frühkindliche Autismus. Kriterien für das Asperger-Syndrom sind:

Qualitative Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion

Diese zeigt sich wie beim frühkindlichen Autismus in der beeinträchtigten Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu Gleichaltrigen oder Älteren herzustellen. Bei Kindern und Jugendlichen mit Asperger-Syndrom finden sich außerdem:

Ein sozialer Rückzug besteht in der Regel nicht primär. Menschen mit Asperger-Syndrom nehmen vielfältig, wenn auch oft unangemessen, Kontakt zu ihrer Umwelt auf.

Intensive umschriebene Interessen und Verhaltensmuster

Häufig beschäftigen sich betroffene Kinder und Jugendliche mit exklusiven, umschriebenen Wissensgebieten, die meist nicht von allgemeinem Interesse sind. Die Beschäftigung mit diesen Gebieten umfasst dann viele Stunden des Tages und verdrängt alle anderen Themengebiete.

Sprachentwicklung und Kommunikation

Im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus findet beim Asperger-Syndrom keine verzögerte Sprachentwicklung statt. Die Intelligenz der Betroffenen liegt meist im Normbereich. Eine Störung der Kommunikation zeigt sich allerdings insofern, dass ohne Rücksicht bzw. Anpassung an den Zuhörer gesprochen wird oder Selbstgespräche geführt werden. Die Spezialinteressen sowie eine monotone Sprachmelodie führen häufig dazu, dass die Kinder und Jugendlichen trotz ihrer guten Intelligenz im sozialen Kontext schnell als andersartig auffallen.

Weitere Symptome

Darüber hinaus findet sich bei vielen Patienten eine ausgeprägte Aufmerksamkeitsstörung, da sie sich viel mit sich selbst beschäftigen. Dies führt zu einer erschwerten sozialen Integration. Auch lassen sich bei manchen Patienten Zwänge bzw. ausgeprägte Rituale und große Veränderungsängste feststellen. Häufig ist auch eine motorische Ungeschicklichkeit zu beobachten.

Die Prognose hängt im Wesentlichen davon ab, ob die soziale Integration gelingt, dabei kann eine Berufswahl, die den Sonderinteressen des Patienten und Patientinnen entspricht, hilfreich sein. Insgesamt ist die Prognose jedoch deutlich besser als beim frühkindlichen Autismus.


Quellen:

Fegert JM, Streeck-Fischer A, Freyberger HJ (ed.) Adoleszenpsychiatrie: Psychiatrie und Psychotherapie der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters. Stuttgart: Schattauer, 2009.

Fegert JM, Kölch M (Hrsg.) Klinikmanual – Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie. Berlin: Springer-Verlag 2013.