Angststörungen und Phobien

Ängste im Kindes- und Jugendalter müssen keineswegs pathologisch sein. Es gibt einige Angstphänomene, die durchaus psychologisch sein können, wie etwa Fremdeln oder Dunkelangst.

Bei Angsterkrankungen von Kindern und Jugendlichen wird die Angst von den Betroffenen nicht immer als unbegründet angesehen, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Zudem treten oft andere somatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen auf. Es kann aufgrund der Angst aber auch oppositionelles Verhalten auftreten.

Panikstörung

Die Panikstörung ist geprägt von wiederkehrenden Angstattacken, die sich nicht auf eine spezifische Situation beschränken, nicht vorhersehbar sind und zu einer sogenannten Erwartungsangst führen können. Hinzu kommen mögliche vegetative Symptome wie Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühle, Schwindel, Entfremdungsgefühle oder die Furcht zu sterben bzw. wahnsinnig zu werden.

Generalisierte Angststörung

Bei dieser Form der Angststörung liegt eine sogenannte frei flottierende Angst, also eine Angst, die auf vieles bezogen sein, mit vielfältigen vegetativen Symptomen vor. Betroffene Kinder und Jugendliche befürchten ein zukünftiges Unglück, sind nervös und haben Konzentrationsprobleme, dies zeigt sich insbesondere im Zusammenhang mit der Schule. Zudem wird oft eine sogenannte motorische Spannung in Form von Unruhe, Kopfschmerzen und Zittern festgestellt. Auch Schwitzen, Bauchschmerzen und Schwindel kommen vor.

Agoraphobie

Bei der Agoraphobie bezieht sich die Angst darauf die Wohnung bzw. das eigene Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich in eine Menschenmenge oder auf öffentliche Plätze zu begeben, alleine in Zügen, Bussen oder Flugzeugen zu reisen bzw. darauf, sich aus einer bestimmten Situation nicht sofort und leicht an einen sicheren Platz, i. Allg. nach Hause, zurückziehen zu können.

Ängste zu kollabieren und hilflos in der Öffentlichkeit liegen zu bleiben, führen häufig zu Panik bei den Betroffenen. Das Fehlen eines sofort nutzbaren "Fluchtwegs" kennzeichnet viele dieser agoraphobischen Situationen. Zu den vegetativen Symptomen dieser Störung gehören Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Herzrasen, Atembeschwerden, Beklemmungsgefühle, Brustschmerzen sowie Übelkeit oder Erbrechen.

Soziale Phobien

Bei sozialen Phobien spielt die Furcht vor einer prüfenden Betrachtung in überschaubaren Gruppen (nicht in Menschenmengen) eine zentrale Rolle. Diese Angst kann sich auf bestimmte Situationen wie bspw. Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit bzw. Treffen mit dem anderen Geschlecht beschränken.

Die Angst kann aber auch unbestimmt sein und in fast allen sozialen Situationen außerhalb der Familie auftreten. Betroffene haben häufig ein sehr niedriges Selbstwertgefühl und damit einhergehend fürchten sie sich vor Kritik. Begleitphänomene sind bspw. Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Zittern, Übelkeit oder der Drang zum Wasserlassen. In Extremfällen kann es zu Panikattacken kommen. Ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten kann zu vollständiger sozialer Isolierung führen.

Spezifische Phobien

Bei spezifischen Phobien bezieht sich die Angst isoliert auf spezifische Objekte oder Situationen wie bspw. bestimmte Tiere, die Höhe, die Dunkelheit, das Fliegen, geschlossene Räume, Prüfungen und Referate in der Schule, , den Verzehr bestimmter Speisen, Zahnarztbesuche, der Anblick von Blut oder Verletzungen oder darauf, bestimmte Erkrankungen (Strahlenkrankheiten, Geschlechtskrankheiten, AIDS) zu bekommen.

Spezifische Phobien entstehen gewöhnlich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und können unbehandelt jahrzehntelang bestehen. Das Ausmaß der spezifischen Angst bleibt in der Regel konstant. Die ausgelöste Funktionsbeeinträchtigung hängt vom Vermeidungsverhalten ab. So kann es dazu kommen, dass Kinder ein hochkariöses Gebiss haben, weil sie nicht zum Zahnarzt gehen.


Quellen:

Fegert JM, Streeck-Fischer A, Freyberger HJ (ed.) Adoleszenpsychiatrie: Psychiatrie und Psychotherapie der Adoleszenz und des jungen Erwachsenenalters. Stuttgart: Schattauer, 2009.

Fegert JM, Kölch M (Hrsg.) Klinikmanual – Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie. Berlin: Springer-Verlag 2013.